Monday, November 21, 2005

Wende, Umkehr und Eliten

Keine Wende ohne Umkehr. Keine Umkehr ohne wirkliche Richtungsänderung. Keine wirkliche Veränderung ohne Anhalten, Nachdenken, Wollen und dann Umlenken (auch wenn andere es Rückschritt nennen mögen).

Wir brauchen einen Wettbewerb innerhalb der Eliten um Exzellenz im Guten. Stattdessen haben sich unsere Eliten zu sehr im persönlichen Mittelmaß eingerichtet. Sie sind entweder im beruflichen oder persönlichen Bereich nicht bereits, das Beste von sich selber zu fordern. Da gibt es tausend Entschuldigungen, die meist etwas mit der Entpersonalisierung von Verantwortung zu tun haben. Entweder ist es der Vorgänger, die Gesellschaft oder das Volk, die Globalisierung oder die amerikanische Außenpolitik, weswegen man keinen Erfolg haben kann. Das alles hält diese Leute, die Privilegien mit der größten Selbstverständlichkeit persönlich nehmen, nicht davon ab, mit anderer Leute Geld und dem Anspruch moralischer Größe und zuweilen Überlegenheit Probleme zu lösen, die sie nichts angehen, oder neue Probleme und Privilegien zu schaffen. Und dazu lassen sich die Mittelmäßigen dann noch feiern. „I did it my way“ heißt es dann. Ja, in Deutschland machen wir schon längere Zeit Sachen „our way“, nämlich indem wir zulassen, dass das Mittelmaß uns „their way“ regiert.

Wir brauchen keine emotionale Politik. Wir brauchen auch keine rationale Politik. Wir brauchen vernünftige Politik. Und vernünftiges Leben. (Vernunft = Summe der Erkenntnisfähigkeit aus Verstand, Gefühl, Erfahrung, Instinkt, Intuition, Glaube)

Ach nein, jetzt müssen Programme zur Integration her. Mit viel fremdem Geld werden dann die Fehler falscher Politik, insbesondere auch von Wirtschaftspolitik, zugedeckt. Was die (jungen) Menschen brauchen, ist Arbeit und ein Ziel, für das sie arbeiten und leben. Es wäre sehr wichtig, wenn die Politik aufhören würde, sich nur um die Interessen der Besitzenden (Arbeiter, Kunden) zu kümmern und endlich auch etwas für die Besitzlosen zu tun. Außerdem gilt es, die Religion nicht weiter zu und ständig zu behindern. Aber um dies zu tun, müssten Politiker erst einmal von ihrer eigenen säkularistisch-materialistischen Staats-Religion, ihrem skeptizistischen Menschenbild und ihrem Glauben an Positivismus und Gesetzgebung als Lösung aller Probleme des Menschen abrücken.

Sowohl Religion als Politikersatz als auch Politik als Religionsersatz sind zum Scheitern verurteilt. Kein Mensch und keine Gesellschaft kann ohne eines der beiden oder mit einer Vermengung der beiden leben.

Elite – eligere = Auswählen. Die Ausgewählten. Doch nicht durch Verdienst. Sondern Gnade. Durch Begabung, durch Umstand, durch Möglichkeit.

The first thing we have to break up is the (elites’) feeling of entitlement and replace it by a feeling of privilege (bein priviledged), which entails gratefulness. And instead of the feeling of deserving we need to have a desire for serving.

Burning hearts. That’s what we need. And we will put them on fire by burning many of the comforts and the things that we possess and that threaten our lives.

Wirkliche Freiheit ist nur die ausgeübte Freiheit. Nur der, der wirklich wählt, ist frei. Was ist Wahlfreiheit, wenn sie nicht wahrgenommen wird (sei es selbst durch bewusstes und klares „Nein“)? Was ist unser heutiges „Vielleicht“ oder „Grundsätzlich ja, aber gerade jetzt“, was ein „Jein“ oder ein „Ja, aber nicht so.“. Der, der alles haben will, wird nichts behalten. Und so sind wir, die wählen können aber nicht wählen, nicht besser dran als die Sowjetbürger, die nicht wählen konnten. Vielleicht sogar noch schlechter, denn viele von ihnen wollten wählen und wählten, sobald sie die Möglichkeit bekamen. Sie waren hungrig nach Freiheit. Aber wir sind satt und der Freiheit oft gar nicht würdig.

Wie soll man geben, wenn man nicht weiß, dass nur im Geben wirkliches (Er)Halten liegt?

Wir müssen etwas abgeben. Das ist doch eindeutig. Wir müssen dazu beitragen, dass wieder mehr Menschen mitmachen dürfen. All das Potential, das jetzt brachliegt und für das Stillhalten beim Brachliegen subventioniert werden, sozusagen Stillhaltegeld bekommen muss… Das müssen wir heben. Und das bekommen wir nur gehoben, indem die, die besitzen, die die mitspielen dürfen, abgeben an die, die nicht mitspielen dürfen. Und zwar Spielchancen. So wie es unfair ist, beim Schüler-Fußball die Nummer 12, 13 und 14 nicht einzuwechseln, so ist es unfair – und dumm – 5 Millionen Menschen und 60 % der Über-Sechzig-Jährigen nicht einzuwechseln.

Ja, sie sind groß in Personalpolitik. Sie sind bewandert in sachpolitischen Fragen. Sie sind schwach an Strategie. Und sie haben gar keine Ahnung vom Menschen und seiner Anthropologie, die seit Jahrhunderten – ja vermutlich Jahrtausenden - unverändert ist, von seiner Suche nach Liebe, die er doch nur in der Freiheit wirklich finden kann. Deswegen vermögen sie es auch nicht, Ziele zu definieren, die dieser Suche Raum und eine Chance geben. Sie kennen nur sich selber und kennen sich selber doch nicht. Sie reduzieren daher den Menschen auf das Materielle, das Durchschnittliche, Nicht-Individuelle, die „Liberalen“ nennen es „das Wirtschaftliche“, und glauben, das sei genug. Aber der Staat muss Möglichkeiten zum Mitmachen schaffen, zum Mitgestalten, Mitschöpfen. Und ein Deutschland, das das schafft, wird alles schaffen, was es schaffen muss.

Verdammter Stolz, der den Mensch alles haben wollen lässt, sogar die eigene Erlösung – aber nur autark. Ohne "bitte" sagen zu müssen. Alles, aber nichts in Abhängigkeit von Gott. Dabei ist das ganze eigene Leben abhängig von Gott.

„Ich bin zu böse, um in den Himmel zu kommen.“ Welche „klugen Worte“. Welch zugleich arroganter, reflektierter und dummer Bullshit. Wie sollte irgendjemand zu böse sein, wenn Gott gekommen ist, die Sünden – egal welche … alle – zu erlösen. Die einzige Schuld, die übrig bleibt, ist die, diese Erlösung nicht anzunehmen. Aus „Reflektion“, Dummheit oder Arroganz.

Wer von uns will nicht in der großen Schlacht kämpfen? Wer von uns will sich nicht auszeichnen? Aber wo ist die Schlacht, fragt Ihr? Um Euch herum. Sie ist in vollem Gange. Die Schlacht tobt, aber unsere Truppen stehen noch verwirrt und warten „auf den großen Angriff des Feindes“. Dabei ist der schon lange da. Aber die Unsrigen stehen noch verwundert und wollen es erst in der Zeitung lesen, auf CNN sehen, von der Regierung gesagt bekommen. Aber die Regierung sagt nichts. Und auf CNN wird man es nicht sehen. Doch wer mit dem Herzen sieht, sieht, dass überall jeden Tag bereits hunderttausende von Duellen ausgefochten werden. Überall wird gewonnen und verloren, gelacht und geweint, wird gefallen und aufgestanden, gelebt, gestorben und wieder aufgestanden. Und vom Himmel sieht man das ganze Bild. Doch Du wirst immer nicht viel mehr sehen als auch ein Ritter oder Soldat in der Schlacht. Der sah nämlich auch nicht das „ganze Bild“ oder die „große Schlacht“. Er sah immer nur, dass um ihn herum gekämpft, gestorben, verloren und gesiegt wurde. Und irgendwie wandte sich das Schlachtenglück in die eine oder andere Richtung. Doch der, der tapfer dort gekämpft hatte, wo er stand, wird nie wirklich Verlierer sein, sondern erhobenen Hauptes die Stätte des Kampfes verlassen. Das ist alles, was zählt.

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