Lieber R,
zum Betreff könnte ich sehr viel schreiben. Habe ich auch. Viele Zettel auf der Reise nach Sachsen. Ich will mich aber kurz fassen hier. Das andere mündlich. Ich freue mich darauf. Danke, dass Du das Thema ansprichst: Also: Ist die Demokratie (sprich: demokratische Republik) in Gefahr?
Gegenfrage: Was ist Demokratie? Und hatten wir eine Demokratie in D von dem Jahr 2020? War das Volk der Souverän, nicht zuletzt angesichts der Tatsache, dass D seine Ordnung und seine Außen- und Finanz- und Wirtschaftspolitik nicht selber bestimmen konnte, sondern Washington oder Brüssel zunehmend und nicht weniger, die Entscheidung präjudizierten oder vorschrieben?
Aber auch sonst. War das Parteinsystem mit quasi geschlossenen Listen und internen Feudalstrukturen, die sich zunehmend auf den ganzen Staat ausgedehnt haben (insb durch den Filz der SPD, die seit ca. 15 Jahren seit 2005 an der Regierung beteiligt ist - aber auch durch das revolutionäre Denken der Grünen „Der Staat gehört jetzt uns“), wirklich „Demokratie“?
Nun, als derjenige in meinem Freundeskreis, der - mit Ausnahmen jener, die direkt im politischen Prozess ihren Beruf haben - vielleicht am meisten echte Erfahrung im / mit dem System (inkl NATO, Davos, EU, etc) hat, würde ich sagen: Es ist eine Art Feudalismus mit einem neuen, nicht öffentlich erklärten Herrenstand und Hofstaat. Von Adel würde ich nicht reden, denn die Menschen, die ich dort getroffen habe, waren leider großteils (unter)durchschnittlich vom Charakter her. Und auch vom Können. Zumindest waren sie meist verwirrt und hatten wenige Freunde / Freude. Es gibt rühmliche Ausnahmen. Aber die Regel sind sie nicht.
Ich bin immer noch im System verdrahtet. Die WerteUnion, deren Mitglied ich bin und die ja dann wohl bald auch vom Verfassungsschutz beobachtet wird, ist eine Art Panic Room oder Bunker innerhalb der CDU für alle, die nicht panisch rausrennen und auf eigene Faust weitermachen wollen. Wir warten ab und nehmen die auf, die aus dem brennenden Haus flüchten. Nach den West-Wahlen sehen wir weiter. Die AfD kann ich nicht wählen. Sie ist eine protestantisch-nationalistische Bewegung, die verschiedene Dinge richtig erkannt aber zu SOLAS erklärt und darüber den Bruch herbeigeführt hat. Es liegt zu viel Verantwortung für die Krise bei diesen Menschen, bei allen bewundernswerten Idealen und Gefühlen. Es sind viele Hasardeure und Opportunisten dabei (mE viel weniger als bei den Grünen… Aber auch die werde ich nie wählen.). Ich bin kein Spalter oder politischer Fundamentalist, kann aber mit Spaltern ganz gut umgehen. Sie meinen es ja oft so gut… Doch es gibt Grenzen, vor allem im Persönlichen. Aber auch da gibt es immer ein Zurück. Ich spreche mit allen. Linke und Identitäre. Ich bin Katholisch. In der Kirche ist für jede Seele Platz.
Ebenso (mehr?) wie bei den Spaltern liegt Schuld bei der „Mutter" (also CDU/FDP). In der Krise zeigte sich, dass die Charaktere in der dortigen Führung eben minderbemittelt oder sogar verschlagen waren. Vielleicht ging es einigen wirklich um Zerstörung der CDU - und damit um Zerstörung dieses Staates. Das Mannweib, dessen Namen wir nicht mehr nennen, ist vielleicht irgendwo zwischen Schleicher und von Papen anzusiedeln. Gestern beim BKU-Abend waren die Vergleiche noch weniger vorteilhaft… Vielleicht haben sie die Gefahr der Spaltung, der größten Katastrophe, die es für Mission geben kann, nicht ernstgenommen, vielleicht bewusst herbeigeführt, um länger zu herrschen und eigene Pläne durchzusetzen. Macchiavelismus ist aber keine Herrschaftsart für Republiken.
Und da bin ich beim entscheidenden Thema: Unsere (Bundes-)Republik, also als Staat unter dem Grundgesetz… Vor ein paar Monaten las ich die Rede Benedikts XVI. im Bundestag nochmals. Bei den Worten “die gegenwärtigen Staaten Europas“ fiel es mir wie Schuppen von den Augen… Staaten sind vorübergehende Erscheinungen! Nicht für die Ewigkeit. Das „Ende der Geschichte“ hatte uns eine Art "Nun-wirklich-Tausendjähriges-Reich“, "nun wirklich Endzustand der Hegel'schen Geschichtsdynamik" suggeriert. Und wir haben uns naiv und narzisstisch mit anderen Dingen beschäftigt. Das Haus Europa, ja sogar das Haus Deutschland, ist inzwischen eine moralische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Ruine. Nicht hoffnungslos zerstört. Aber die nächste Republik könnte mit dem alten Berlin so viel zu tun haben wie das neue Reichstagsgebäude mit dem alten...
Ich denke, diese Republik ist verloren. Denn sie ist ja kein Selbstzweck. Man hat einen Staat, um Aufgaben zu erledigen. Erst Pflicht, dann Kür. Also: Sicherheit innen (gegen Chaos und den Leviathan) / außen (Armeen und Migranten), überregionale Infrastruktur (Straßen, Bahn, Energie), verlässliches Recht, stabile Währung (nicht zu viele Schulde, sprich: nicht zu viel Geld). Wie gut das inzwischen läuft, weisst Du selber.
Unser Staat macht anscheinend nur noch Kür (also elektive Kriege / Krisen unter einem falschen und gelogenen Dogma der Alternativlosigkeit): Totale Kriege gegen Klimawandel, gegen Weltarmut oder gegen "schuldige weisse Nationen“, gegen Corona, gegen den „Neuen Hitler“, gegen die „Ungerechtigkeit der Biologie“, für gendergerechte Toiletten in Afrika. Alles für den Sieg. Es bleibt: Nichts. Wir Katholiken stecken in der Doppelmühle unserer Feinde.
Das sind wir aber selber Schuld. Denn wir haben die Republik wesentlich begründet und getragen. Mit unserer Moral - und die wichtigste moralische Tugend ist die Religion. Der Glaube, das Gebet, der Gottesdienst. Alles aber ist lau geworden - man nennt es den „Pillenknick“, der als Abkehr von Gott nicht nur demographisch sondern moralisch den Wendepunkt zum Abgrund bedeutete.
Die Hoffnung liegt in der Weltkirche. Die Katholische Kirche wächst stark. Sie ist auch im Glauben stark. Wir halten aus, bis die „alten Jesuiten / Freimaurer“ ausgestorben sind, und die Missionare aus Afrika, USA und Asien zu uns durchkommen. Und fangen schon mal im Kleinen neu an. Falls wir nicht in einen Bürgerkrieg (stell Dir vor, die Schutzgelder (sprich Sozialhilfe) an Clans und andere Verbrecher werden gestoppt - glaubst Du, die ziehen dann einfach weiter…?) oder einen großen Krieg gerissen werden (die Wahrscheinlichkeit eines solchen Krieges ist auch nicht so klein), dann rechne ich sogar mit einer kleinen Chance - Glaube an Wunder gehört dazu, dass wir noch einmal eine Republik haben werden. Ohne Religion / Kirche, Tugend, Bildung wird das aber nicht gehen. Und nicht ohne Menschen…
Das sind unsere Themen für den Rest unserer Leben. Die Früchte werden wir vermutlich selber nicht mehr sehen… Außer vom Himmel bzw aus dem Fegefeuer…
Wohlan denn, steht auf, lasst uns gehen (oft einfacher gesagt als getan… Aber man muss es wenigstens mal sagen)…! Am 31.10. machen wir bei mir hierzu ein Abendessen. Es ist der Festtag des Hl Wolfgang von Regensburg, Patron der unschuldig Gefangenen… ;-)
Herzlich in Christus, dem Neuen Adam, und Maria, der Neuen Eva.
Dein JP
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