Sunday, April 10, 2022

Der Meister braucht Dich - Ein Beitrag von Claire Dwyer

 Das englische Original unter:


https://spiritualdirection.com/2022/04/04/the-master-has-need-of-you-2


Der Meister braucht Dich

"Als Jesus und die Jünger sich Jerusalem näherten und nach Bethphage am Ölberg kamen, sandte er zwei Jünger aus und sagte zu ihnen: "Geht in das Dorf, das euch gegenüber liegt, und ihr werdet sogleich eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr.  Bindet sie los und bringt sie hierher zu mir.  Und wenn jemand etwas zu euch sagt, so antwortet: 'Der Herr braucht sie. (Mt 21,1-3)

Der Herr braucht sie.

Die Messe zum Palmsonntag beginnt mit dem Bericht des Evangeliums über den Einzug Jesu in Jerusalem unter dem Beifall der Menge, der die ganze Stadt "aufrüttelt" und die Voraussetzungen für sein Leiden und seinen Tod wenige Tage später schafft.

Er stößt die Tische im Tempel um, lässt einen unfruchtbaren Feigenbaum mit einem Wort verdorren, bringt die Pharisäer zum Schweigen und kündigt nicht nur seine Kreuzigung an, sondern auch die Zerstörung Jerusalems und sein endgültiges Kommen, wenn er auf "seinem herrlichen Thron" sitzend die Welt richten wird.  (Mt 25,31)

Aber vorher, damit all diese Dinge in Erfüllung gehen können, erniedrigt er sich zunächst selbst. Er macht sich eines Esels "bedürftig".  Das ist die Ironie der Inkarnation: Gott wird Mensch und macht sich abhängig von seiner eigenen Schöpfung.  In seiner menschlichen Natur braucht er eine Mutter, einen Vater, Nahrung, Wasser, Wein, Freunde. Und als er eine Kirche gründet, um sein Werk in der Welt zu vollbringen, entscheidet sich der Herr des Himmels und der Erde dafür, die gewöhnlichen Dinge der Welt zu benutzen: Öl, Wasser, Worte, Oblaten aus Weizen.   

Und dann macht er es auf unglaubliche Weise auch noch so, dass er uns braucht.

Wir führen die Mission Christi in der Zeit aus, wir sind die Mission, die sich in einer Million Leben abspielt, kleine Erweiterungen seiner selbst. Er lebt und bewegt sich in uns - er setzt sein Werk durch unsere Hände und Herzen fort.  Er heilt, lehrt, führt, offenbart, ernährt, ermahnt, betet, leidet und liebt in uns.

"Christus hat jetzt keinen anderen Körper als den euren. Keine Hände, keine Füße auf Erden außer den euren. Ihr seid die Augen, durch die er mitleidig auf diese Welt blickt. Ihr seid die Füße, mit denen er geht, um Gutes zu tun. Eure sind die Hände, durch die er die ganze Welt segnet. Ihr seid die Hände, ihr seid die Füße, ihr seid die Augen, ihr seid sein Leib. Christus hat jetzt auf Erden keinen anderen Leib als den euren."  - Hl. Teresa von Avila

Das ist der Sinn unserer Taufe, mit Ihm eins zu werden, andere Christusse zu werden. Er ruft uns aus dem Grab, nicht nur um uns zu retten, sondern damit wir diese rettende Kraft in Besitz nehmen können, um alles wieder zu Ihm hinaufzuziehen.  Es ist erstaunlich, aber wahr.  Er braucht uns.  

Er kann die Welt betreten, wie er will.  Er entscheidet sich dafür, es durch uns zu tun.

"Ja, ihr Träger des Lebens, dringt überall ein - in den Fabriken, in den Werkstätten, auf den Feldern -, wo immer Christus das Recht hat, einzutreten ... Und dann öffnet eure Arme weit, um alle aufzunehmen, die zu euch kommen und in dieser Atmosphäre der Dunkelheit und des Unbehagens nach einem hilfreichen und beruhigenden Wort verlangen."  (Papst Pius XII., "Christen, Träger des Lebens des Auferstandenen", Predigt zum Ostersonntag, zitiert in Fruitful Discipleship von Sherry Weddell)

"Wir müssen weiterhin in uns die Stationen des Lebens Jesu und seine Geheimnisse vollenden und ihn oft bitten, sie in uns und in seiner ganzen Kirche zu vervollkommnen und zu verwirklichen ... Denn es ist der Plan des Sohnes Gottes, uns und die ganze Kirche an seinen Geheimnissen teilhaben zu lassen und sie in uns und in seiner ganzen Kirche auszudehnen und fortzusetzen.  Das ist sein Plan, um seine Geheimnisse in uns zu verwirklichen".  - Johannes Eudes, zitiert im Katechismus der Katholischen Kirche, 521.

Wir erweitern seine Kindheit und Jugend, seine verborgenen Jahre, seine lehrenden und heilenden Jahre und ja, sein Kreuz.  Wir machen sie alle der Welt gegenwärtig.  Es ist ein ungeheuer ernüchternder Gedanke, dass in der "Presse" Ihres Lebens ein anderes Evangelium gedruckt wird:

"Der Rest der Geschichte, der aus dem gesamten mystischen Leben Jesu in den Seelen der Heiligen besteht, bleibt also eine Sache unseres Glaubens... Wir befinden uns in einem Zeitalter des Glaubens, der Heilige Geist schreibt keine Evangelien mehr, außer in unseren Herzen; die heiligen Seelen sind die Seiten, Leiden und Taten die Tinte.  Der Heilige Geist schreibt ein lebendiges Evangelium mit der Feder des Handelns, das wir erst am Tag der Herrlichkeit lesen können, wenn es frisch aus der Presse des Lebens veröffentlicht wird."  (Jean-Pierre de Caussade, Das Sakrament des gegenwärtigen Augenblicks)

Deshalb werden wir beschenkt und unterschrieben, besiegelt und ausgeliefert - bis vor die Haustür der Welt.  Ausgestattet mit genau dem, was unser Teil der Welt braucht, sind wir mit besonderen Möglichkeiten betraut, Christus gegenwärtig zu machen.  Der Gesang eines Gebetes, das Tragen eines Kindes, das Servieren einer Mahlzeit, die Versorgung einer Familie oder einer Sache, das Auftragen von Farbe auf eine Leinwand oder der Rat beim Kaffee.  Geschenke, die gegeben werden, um weitergegeben zu werden.

"Es ist zu leicht zu vergessen, dass alles, was wir geben, uns gegeben wird, um zu geben". - Dorothy Day

Vielleicht sträuben wir uns manchmal bei dem Gedanken, dass wir etwas zu geben haben.  Vielleicht hat man unseren verwundeten Herzen gesagt, sie sollten still sein und sich fürchten.  Vielleicht hat uns etwas suggeriert, dass Demut eigentlich Scham bedeutet und dass wir unfähig oder unwürdig sind, etwas zu schaffen, zu heilen und zu erlösen.  Für wen hältst du dich? hören wir dieses Zischen, und wir erschaudern.

Das ist nur insofern wahr, als wir allein nichts ausrichten können.

Aber wir wissen aus bester Quelle, dass wir nicht allein sind.

"Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der euch hilft und für immer bei euch ist - den Geist der Wahrheit. Die Welt kann ihn nicht annehmen, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr aber kennt ihn, denn er lebt mit euch und wird in euch sein.  Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich werde zu euch kommen. - Johannes 14,16-18

Zu glauben, dass Gott uns gebrauchen will, dass er uns in der Tat für große Dinge in seinem Reich ausgerüstet und vorbereitet hat, bedeutet nicht, dass wir nicht demütig sind - obwohl der Erfolg dieser Dinge dies voraussetzt. Es bedeutet ganz im Gegenteil, dass wir angefangen haben zu verstehen, was es bedeutet, uns selbst zu sterben.  Es bedeutet, dass wir diese Wahrheit kennen und glauben und zutiefst verinnerlicht haben: "Ich bin mit Christus gekreuzigt; dennoch lebe ich, doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir; und das Leben, das ich jetzt im Fleisch lebe, lebe ich durch den Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat." (Galater 2,20)

Der Wunsch, große Dinge für das Reich Gottes zu tun (oder, was manchmal noch schwieriger ist, kleine Dinge mit großer Liebe zu tun), wurde von Gott in uns gepflanzt.  Es ist unbestreitbar Teil seines Plans für unser Leben. Wir können versuchen, diesen Ruf wegzuschieben, uns die Ohren zuzuhalten, aber er kommt immer wieder zurück und taucht wieder auf - dieser Hinweis, dass der Meister uns braucht. 

Die Welt leidet jetzt, wie sie schon lange nicht mehr gelitten hat.  Sie schnappt nach Luft in Angst und Einsamkeit. Sie stellt fest, dass tiefe, vergrabene Schmerzen auftauchen, wenn die Ablenkungen schwinden. Wer wird Christus in die verlassenen Straßen und noch leereren Herzen tragen?

Fragen Sie in der Stille dieser Karwoche, wenn die "Hosiannas" leiser und einsamer sind, den Herrn, wie Sie ihm bei der Mission der Erlösung helfen können.  Habt den Mut, zu wünschen, dass er euch gebraucht, dass er euch an den Toren der Stadt trifft, gebunden an seinen Willen und bereit, sich finden zu lassen.  Seien Sie bereit, Ihn auf eine Weise in die Welt zu tragen, wie nur Sie es können.

"Jeder Mensch trägt in sich ein Projekt Gottes, eine persönliche Berufung, eine persönliche Vorstellung von Gott darüber, was er in der Geschichte tun soll, um seine Kirche zu bauen, einen lebendigen Tempel seiner Gegenwart." (Papst Benedikt XVI., zitiert in Unrepeatable von Luke Burgis und Joshua Miller, PhD.)

Das Ausleben unserer Berufung ist unsere persönliche Form der Heiligkeit.  Das ist der Moment, in dem Berufung, Berufung und Heiligkeit keine Ideen mehr sind, sondern in Echtzeit gelebt werden.  Das ist der Stoff, aus dem Heilige sind.  Es ist der Stoff, aus dem wir sind.

Tagesthema Krieg

In den letzten Tagen gab es erneut viele Gespräche zum Thema: Ukraine - Russland - Deutschland und so weiter. Was mir auffiel, war ein idealistisch-kriegerischer Ton, vor dem ich warnen würde… Anbei eine Korrespondenz...

Ante Scriptum: Lieber I, ich kann Deinen jugendlichen Ingrimm gut verstehen. Lass mich Dir aber nur einige Punkte aus meiner Erfahrung sagen… Ich war genau wie Du in diesen Dingen. Bis bei der Bundeswehr einmal live auf mich geschossen wurde, und Geschosse so zwei, drei Meter über mir in einen Sandhaufen einschlugen. Ich wurde umgehend kuriert von meinem latenten Militarismus. Du holst den ersten Schuss, der trifft, nie zurück. Krieg muss vermieden werden - auch besonders, indem man dafür rüstet. Klar. Das haben wir versäumt. Das holen wir nicht in 12 Monaten wieder auf. Wir sind so wenig wehrhaft wie wir tugendhaft sind. Nun ungestüm in einen Krieg laufen, endet in Langemark, Ypern, Verdun, Stalingrad - und auch Hiroshima und Nagasaki. Die Konfrontation zwischen Atommächten der GAU. Im Moment liegt der Malus bei Putin. Ganz klar. Was auch immer Russland übles angetan wurde, rechtfertigt nicht die Toten und das Leiden - und die LÜGE, die auf allen Seiten nun wie Unkraut wächst. Er steht damit aber alleine vor Gott. Wir hingegen machen unsere eigenen Taten, Unterlassungen und Perversionen nicht ungeschehen, indem wir nun in’s Horn blasen. Was ich kommen sehe, wenn die NATO in das Geschehen gezogen wird, ist: Das Baltikum ist nicht zu verteidigen. Es dürfte vielmehr völlig zerstört werden. Insbesondere die wunderschönen Städte, an denen wir uns nun noch erfreuen. Das gleiche gilt für Teile Polens. Wir sind geradezu provokativ schwach. Selbst zu besten Zeiten konnte die NATO nur verzögernd kämpfen. Der Einsatz von taktischen Nuklearwaffen "unsererseits" war fest vorgesehen und angedroht. Das Gleiche dürfte jetzt passieren. Ich vermute, der Westen würde zumindest sehr versucht sein, alles zu tun. Alles. Wir sollten nur in einen Krieg gehen, wenn wir a) bereit sind, selber zu sterben für die Sache und b) auch die Zerstörung unserer Heimat und vieler Unschuldiger in Kauf zu nehmen. Spätestens beim letzten Punkt erübrigt sich bei mir die Diskussion. Bin ich nicht. Insbesondere wegen der ganzen Lüge, die existieren. Ich weiss nicht die Fakten, ich kenne kein genaues Ziel. Ich würde es dabei belassen, was die Polen unter den Nazis getan haben (nachdem sie ihre heroisch-emotionale Kriegslust, die sie immer hatten, gründlich ausgetrieben bekamen): Bilden, Beten, Beharren. Und zusätzlich glaubhaft abschrecken und uns weniger abhängig machen... Klar.

Von meinem Freund F:

Sehe ich komplett anders. Frage muß lauten, wie grob fahrlässige haben wir uns abhängig gemacht von Rußland und China und parallel anti USA Stimmung im Lande verbreitet. Welche geostrategischen Ziele hat Putin/Rußland u.a. in der Beherrschung Weltmärkte wie Agrar, jenseits von Öl/Gas.
Wie dumm und naiv hat uns Merkel in 16 Jahren in diese Lage manövriert?! Flüssiggasterminals zu bauen verpennt, Abschaltung AKW, Aufgabe deutscher Braun/Steinkohle, … irre Energiewende, irre Träumerei einer friedlichen Welt wo alle nett zueinander sind.

Lieber F, ich glaube gar nicht, dass wir die Sachen grundsätzlich anders sehen. Ich würde von meiner Perspektive nur sagen, dass ich mich um größtmögliche Tiefe und Radikalität bemühe. Und im Ergebnis dazu komme, dass wir als Deutschland weder ein moralisches Standing noch ein reales Interesse noch eine realistische Möglichkeit haben, der Ukraine im Krieg gegen Russland einen Sieg zu verschaffen (und wie immer bei unseren Anstrengungen, wissen wir gar nicht, was genau ein „Sieg“ wäre… Dass die Russen irgendwann angekrochen kommen, um ihrerseits „Frieden“ zu sagen…?). Stattdessen haben wir jedes Interesse, dass dort umgehend ein Waffenstillstand zustande kommt. Und wir haben ein Interesse an einem längerfristigen Frieden mit Russland - im Gegensatz zu vielen Kräften in den USA, die man nicht naiv als unsere „Freunde“ bezeichnen kann. Das sind sie nämlich leider nicht. Wenn man ernst und nüchtern die Dinge betrachtet, ist die USA unsere Konkurrent (So sehen sie uns - uns dazu haben wir selber viel beigetragen. Vielleicht geht es aber auch gar nicht anders…) Außerdem sind sie politisch-gesellschaftlich ein Moloch (bei aller Liebe, die ich für das Land und die Menschen dort habe). Was sie in der Ukraine alles angestellt haben (Menschenhandel, Surrogatmutterfarmen, Biolabore, …), werden wir erst über die kommenden Jahre lernen. Seit 1990 haben sie / wir auch 10 Auslandskriege für die „gute Sache“ mit 6 Millionen Toten geführt. Aber Irakis und Libyer zählen weniger… Jedes Jahr zudem fast eine Million Abtreibungen - in Russland 2020 nur noch 25% der Abtreibungen von 2000… Aber ich bin weit entfernt, Putin als etwas Gutes zu bezeichnen. Im Gegenteil. Er tarnt sich sehr gut. Und er verführt viele - auch hier. Das lösen wir aber nur mit Gebet. Alles andere führt immer tiefer in die Höllenfeuer hinein. Insgesamt denke ich, dass der Ukraine-Krieg eine weitere fatale Ablenkung von echten Problemen - von Demographie und gesellschaftlichem und wirtschaftlichem Niedergang Europas bis hin zum zunehmend übermächtigen (wenn auch fragilen) Übergewichts Chinas ist. Das ganze Thema: Selbstbestimmung schwacher Staaten „neben“ brutalen Staaten müssen wir neu bewerten - insb angesichts unserer eigenen Schwäche. Wollen wir das Baltikum und Polen verteidigen? Gut, dann sollten wir rüsten, unser knappes Pulver trocken halten und an Lebensmittel- und Energieautarkie arbeiten (letzteres in D ohne Atom und alle anderen Energieformen unmöglich). Ukraine ist da nicht förderlich. Und Taiwan wird man wohl auch nicht verteidigen können (auch nicht unser Krieg). Südkorea?? Wir haben überflüssig große Brötchen geformt, die nicht in unseren Backofen reinpassen. Und wir haben tausend Probleme zuhause, deren Lösung letztlich weltweiter Freiheit und Wohlstand mehr dienen würde… Das ist meine Meinung. Hoffe, wir kommen bald zu einem Treffen. Vom 13.-17.7. ist VALERE Bootcamp bei Berlin. HG und Segenswünsche - Dein JP P.S. Und was ist eigentlich mit Digitalisierung, AI, Transhumanismus / „Gesundheit" und Pharma, Great Reset und solchen Fragen…? Das geht alles still und leise weiter…

Friday, April 01, 2022

Friedrich Merz - To Russia without Love

Zum Artikel von Friedrich Merz in "Die Zeit" 

https://www.zeit.de/2022/14/russland-ueberfall-ukraine-deutsche-fehlentscheidungen-regierungen

Ich finde den Artikel von Merz sehr wertvoll. Er ist ziemlich gut bei der Aufzählung von Fakten / Entscheidungen und in diesem Kontext auch selbstkritisch (allerdings nicht persönlich, wobei Merz wie alle anderen Mitglieder der deutschen Elite an dieser Entwicklung eine große Mitschuld tragen und dies auch sagen sollten). Aber gut. 

„Wir“ haben halt viele und große Fehler gemacht bzw zugelassen. Diese waren alle bekannt, wurden aber nicht ernstgenommen, da wir in der liberalen Blase und von altem Wohlstand gelebt haben. Eine friedliche, regelbasierte Welt, in der sich alle benehmen. Und die, die sich am meisten „benehmen“, werden belohnt. Ich weiss gar nicht, warum wir noch feministische Außenpolitik brauchen, da wir sie doch 25 Jahre lang gelebt haben. 

Was wir nun sehen, ist einfach das Resultat - und das schmerzhafte Ende des Matriarchats, jedes Matriarchats. Die gibt es nie lange Zeit, weil sie irgendwann von aggressiveren, patriarchal strukturierten Gesellschaften angegriffen und besiegt werden. Das Prinzip im Matriarchat ist Anpassung und Koexistenz. Das im Patriarchat Wettbewerb und Hierarchie der Stärke. Man braucht beides (dies ist also kein Plädoyer für ein hartes Patriarchat, aber 50/50 sollte der Mix mindestens sein, wenn man in Jurassic Park Earth überleben will). Insofern denke ich, dass Merz’ Analyse viel zu kurz greift (neben den fragwürdigen Unterstellungen re Putin, derer er sich allenthalben bedient, und des absolut irren Vorschlags der NATO-Mitgliedschaft für die Ukraine… WHAT?). 

Putin hat die Gunst der Stunde genutzt. Der Westen in selbstverschuldeter Unmündigkeit und Abhängigkeit. Klima, Gender, Corona als Zeichen der Degeneration, Kabul als das Fanal. Bingo. China wird vermutlich das gleiche machen. Der russisch-chinesische Block wird über erhebliche Anteile an den wichtigsten, absolut wichtigsten Rohstoffen von Weizen bis IT-Chips verfügen. Unsere „Du warst böse!“-Sanktionen-Taktik wird die nicht groß kratzen. Umgekehrt aber könnten die wirtschaftlichen Gegenschläge verheerend sein. Das würde ich mir nicht schönreden. 

Dank Mutti - und unserer mütterlichen Bischöfe - sind wir in einer quasi infantilen Haltung, in der subjektives Wohlbefinden (emotional und materiell) über die Bedürfnisse der objektiven Tugend- und Wehrhaftigkeit gestellt wird. Rechnung kommt JETZT. Und wenn wir nicht aufpassen, kostet es die EU und vieles mehr. Ich denke, dieser Staat ist bankrott: Geistig, materiell, sozial, you name it. Und vielleicht ist es nicht einmal schade darum… 

Jeder von uns, der sich politisch nicht engagiert hat, und alle, die nicht wirklich intensiv gebetet haben, tragen hieran Mitverantwortung. Einen Krieg gegen China-Russland können wir nicht gewinnen (außer mit Nuklearwaffen… Betet, dass nicht die NATO den Erstschlag ausführt). Ich denke, dieser Staat ist bankrott: Geistig, materiell, sozial, you name it. Und vielleicht ist es nicht einmal schade darum… 

Wir sollten mit solchem Unsinn aufhören und mit dem Wiederaufbau beginnen. Bottom-Up. Das wäre auch das richtige für Merz. Seine wohlfeilen Ideen nach 15 Jahren Weltkapitalilsmus brauche ich nicht. Er war jahrelang zudem außenpolitisch aktiv. Nur eben falsch. Die ganze Politikerriege der letzten 10 Jahre müsste eigentlich 10 Jahre Politikverbot bekommen. De können Sonnenblumen an- oder im Ruhrgebiet Kohle abbauen. Soweit meine provokanten Thesen - cum grano salis… ;-) Herzlich - Euer JP