Wednesday, May 01, 2019
Joseph, oder: Väterliche Männlichkeit (im Gegensatz zu toxischer)
Unser Problem mit Missbrauch hat viele, viele Gründe. Zu viele, um sie alle in einem kurzen Impuls auch nur anzusprechen. Heute nehme ich einen Aspekt, der mir wichtig erscheint, heraus: Das Problem, der ungebundenen und damit verantwortungs-losen Männlichkeit. Sozusagen eine Männlichkeit, die das Vater-Sein ablehnt, oder nicht mehr Vater sein darf und soll. Beides geht Hand in Hand, oft befördert auch durch solche, die sich von der Autorität - in moderner Sprache: Der Macht - des Vaters befreien und emanzipieren wollen.
Man hat vielfach das Kind, oder in diesem Fall: Den Vater - mit dem Bade ausgeschüttet. Was aber ist Vater-Sein bzw. väterliche Männlichkeit:
Nicht nur etwas biologisches. Tatsächlich ist der Vater-Aspekt für das biologische Leben zwar existentiell aber nur punktuell (und oft gar nicht nötig - auch bei Joseph). Väterliche Männlichkeit beginnt das Neue / zeugt Leben, nimmt dann aber Leben und Verantwortung an, beschützt und erzieht es, und macht es weltoffen und Gott-orientiert. Sie erniedrigt und vermindert den Wert der Mütterlichkeit nicht. Im Gegenteil. Väterlichkeit gibt Mütterlichkeit in Gegenseitigkeit Sein, Sinn und Bestand.
Wenn man die schützende Rolle des Männlichen zerstört, zerstört man seine Bindung, die ohnehin mangels der engen biologisch-natürlichen Bindung, die die Mütterlichkeit ausmacht, immer etwas geistiges und vorsätzliches hat. Vater-Sein ist außerhalb der Zeugung – und selbst da – ein Akt des Willens – und daher nicht zuletzt der Sinnhaftigkeit. Ein Akt der Entscheidung. Nicht zufällig ist der Hl Josef auch der Patron derer, die vor Entscheidungen stehen. Der Patron gegen Zweifel und Zaudern, Versuchung und Verwirrung.
Ohne diese Bindung, ohne den Willensakt, der natürlich Motivation benötigt, bleibt nur das „Schaffen“, das „Neues Beginnen“. Rastlosigkeit und stets neuer Anfang, aber ohne Vollendung und Frucht, ohne Gestalt – wie der Satan selbst. Nimmt man auch die Hoffnung auf Vollendung (Sinn) weg, bleibt richtungslose Rastlosigkeit, was letztlich Wahn-Sinn ist („Bewegung ohne Richtung“). Das Gegenteil von väterlicher Männlichkeit ist also wahnsinnige Männlichkeit. „Jede aus ihrem Zusammenhang gerissene Tugend marodiert durch die Gegend wie eine Sünde“ (G.K. Chesterton). Es wird hier wohl klar, was einer der Gründe für Mißbrauch ist – und was auch seine Natur ist: Vaterlosigkeit.
Diese ist nicht immer zufällig. Unsere gesellschaftliche Entwicklung hat unter dem Mythos der „Befreiung und Emanzipation“ sehr an der Abschaffung des Vaters (letztlich ja Gottes) gearbeitet. Viele Formen und Ausprägungen von Emanzipation lassen die Folgen, die ein Loslösen einer so großen und starken Kraft wie der Männlichkeit von (gegenseitigen) Bindungen hat, völlig außer Acht: So nicht zuletzt die Sexuelle Revolution mit ihren verschiedenen Stufen, die heute mit der pornographischen Flut eine neue Dimension erreicht hat, deren Folgen in Bezug auf Missbrauch wir noch nicht erkennen. Fest steht, dass Pornographie Missbrauch auf jeden Fall nicht „ersetzt“, sondern vielfach befördert, wie man nicht zuletzt an der großen Zahl von (sexuellen) Sklaven (Frauen und Kinder) und Menschen- / Kinderhandel sehen kann. DASS wir die Folgen der Abschaffung des Vater-Seins nicht gerne besprechen, zeigt auch die Diskussion der Missbräuche, in denen immer wieder Strukturen und zu strenge (sic!!) Sexualmoral, aber nicht das Problem bindungs- und damit ziel- und richtungsloser Sexualität (Männlichkeit) beklagt wird.
Man zerstört Väterlichkeit, indem man sie für nicht notwendig oder schädlich erklärt. Man zerstört sie auch, indem man die zur Ausübung nötige Autorität durch (ständiges Kritisieren bspw.) untergräbt und abschafft. Man zerstört sie, indem man gegen sie Rechte deklariert, die die neuen Rechtsträger selber nicht dauerhaft durchsetzen können. Zum Beispiel Selbstbestimmung für Kinder oder ein „Recht auf Abtreibung“ (sowie die künstliche Verhütung) geben doch nur Pseudo-Freiheiten, auf deren Rücken eine ganz neue Ausbeutung ungeahnter Härte und Ausbreitung möglich wird. So geht zB wegen Verhütung und Abtreibung die Verantwortung f Empfängnis und Schwangerschaft letztlich voll auf die Frau über. Kurzfristig Selbstbestimmung – langfristig Ausbeutung. Denn: Wenn Frauen sich aus dem gegenseitigen Bezug: Weibliche Fruchtbarkeit und Schönheit des Lebens - männliche Kraft und Verantwortung für Sicherheit und Wohlstand des Lebens, einseitig lösen (zB "selber für die eigene Sicherheit sorgen und Freiheit wie Männer genießen wollen"), dann können sie das ja letztlich gar nicht, sondern enden maximal in ausbeuterischen Doppelrollen. Zudem: Frauen können nicht wirklich Väter sein, so wenig wie Männer Mütter - und selbst wenn und wo, lösen sie den Mann durch Annahme der Doppelrolle nur aus einer gegenseitigen Bindung (denn er kann ja nicht in die umgekehrte Rolle)... Damit bekommt Männlichkeit Gelegenheit zu marodieren. Und an die Stelle „väterlicher Männlichkeit“ tritt dann immer öfter knallharte „Männlichkeit“, die nur eigene Interessen im Blick hat und sie durchsetzen kann. Gegen sie gibt es dann letztlich keinen Schutz (durch Väter und Väterlichkeit nämlich) gibt...
Männer und Frauen haben von Gott aus deutlich unterschiedliche, aber komplementäre und gleichwertige Aufgaben. Frauen gebären Kinder. Männer zeugen sie und nehmen Sie an. Insofern unterscheidet sich Vaterschaft von Mutterschaft immer durch die Art der Annahme. Vaterschaft ist immer neue Annahme von Verantwortung. Vaterschaft und Mutterschaft, Menschlichkeit sogar, ist Annahme der eigenen, spezifischen Geschöpflichkeit. Unsere Sünde besteht darin, nicht annehmen zu wollen, was wir sind (Menschen. Als Frau oder Mann.) oder sein zu wollen, was wir nicht sind. Das ist im Einzelfall oft verständlich und kein Urteil. Aber es ist eine nüchterne Feststellung der Dinge, wie ich sie sehe. „Ich kann alles sein, was ich will.“, ist eine teuflische Lüge, die die einen zu Ausgebeuteten, die anderen zu Ausbeutern macht.
Joseph wurde ausgewählt, der Vater der Heiligen Familie zu sein, der die Familie dienend und betend führte und schützte. Eine Person dieser Familie war die Zweite Person der Dreifaltigkeit, die andere die Braut des Heiligen Geistes. Und dennoch ließen sie sich führen und beschützen durch einen Mann des Gebetes und Vertrauens, der die Rolle als Vater, die er hatte, annehmen musste. Immer wieder. Über die Trümmer seiner eigenen Pläne... Aber so wenigstens nicht über die Trümmer fremder Leben ging und sie ruinierte. Auch Maria und Jesus nahmen ihre Rollen an. Als Mutter und Sohn. So erlaubten sie väterliche Männlichkeit. Alle zusammen.
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