Saturday, October 23, 2021

Angela Merkels Vermächtnis

Eine These, die mir einfiel, als ich heute durch die Ausstellung der rheinischen Expressionisten (1909-1914) in der Bundeskunsthalle ging. Sie lautet: 

1. Ich werde auf Merkel zurückblicken wie auf eine Art Reichskanzler von Bethmann-Holweg, über den ich (an der Harvard Divinity School ausgerechnet) meine zweite Magisterarbeit geschrieben habe. Vermutlich habe ich das Vor-Urteil bislang, dass es sich bei Bethmann um einen edleren Menschen handelte als bei der Frau aus der Uckermark. Aber gleich wie sie, war ihm die Niederung (auch der eigenen Herkunft im Vergleich zum Umfeld) zuwider. Eine sozial behindernde Misanthropie wie bei Merkel hatte er zwar nicht. Er war kosmopolitisch gebildet, doch auch nicht stark in Beziehungen zum Menschen. Im Ergebnis meiner damaligen Gedanken blieb höchste Ambivalenz angesichts Kriegsausbruch und Kriegsführung (Stichwort: Gaskrieg, U-Boot-Krieg / Kriegseintritt USA, von der Heeresleitung - den „Experten“ - als „alternativlos“ deklariert), die er mit zu verantworten hat. Ähnlich geht es mir bei Merkel: Sie hat unter Abspielen von Liedern über die Vernunft und praktische Aspekte entscheidende Weichen in unserem Staatswesen und in unserer Politik verstellt - und eine Schieflage zumindest mit verursacht, die das Ende der aktuellen Republik bedeuten kann. 

 2. Beispiele für diese Entscheidungen: Mit der „Kriegskanzlerin" Merkel ist Deutschland in aussichtslose, weil nicht gewinnbare, kriegsähnliche Zustände hineingetaumelt, die dieses verwöhnte und bequeme Volk bis an die Leistungsgrenze spannt. Da meine ich gar nicht einmal das geradezu symbolische Afghanistan-Experiment-Ende. Was Merkel zumindest mitzuverantworten hat, sind die großen Schlachten Deutschlands der Jahre seit 2009-21. Die Stabilität der Zeit lege ich dabei als „Stellungskrieg“ relativ aus - die Sehnsucht nach „Stabilität"- statt nach Wahrheit und Gerechtigkeit - als Symptom des Krisengefühls und Angst vor dem Aufwachen. Diese Schlachten sind u.a.: Euro-Schulden-Kampf und das Russische Roulette zunehmender Energieunsicherheit, das Zuwanderungs-Chaos, die einseitigen Klima- und Corona-Offensiven in den "freien Raum“ - bei gleichzeitiger unilateraler Abrüstung Deutschlands - militärisch und infrastrukturell. 

3. Das alles, ohne irgendeine Klarheit, was genau das realistische Ziel ist (Annexion Belgiens ist es jedenfalls nicht, Lebensraum ist Osten ist ebenfalls kein solches Ziel, wie wir festgestellt haben…), was Kosten sein werden (finanzielle, politische, soziale, wirtschaftliche), ohne zu wissen, wer mit und wer eigentlich genau gegen uns kämpft (Briten, Franzosen, Italiener - Feinde oder Freunde? USA?? Russland, China??). Wer vermag es zu sagen? In welcher fremden Staatsspitze hätten wir noch einen Freund - egal, ob das alles böse Buben sein mögen? Alles, was sie angestoßen hat, wird mE scheitern. Euro-Rettung, EU-wasauchimmer, Energiewende, Klima-Vorreiterrolle und Atom-Ausstieg, you name it. Und dabei ist zugleich der soziale Frieden durch Corona, Rentenabbau und Inflation immer mehr bedroht. 

4. Das alles geschah zunehmend autoritär, alternativlos und zT auf Kommando einer Heeresleitung wie weiland Hindenburg und Ludendorff (Drosten und Lauterbach meinetwegen, oder IPCC). Und wie in jedem „Krieg“ ist die Wahrheit das erste Opfer und die Lüge bzw auch die gutwillige Unwahrheit der wahre Feind. Folglich diskutieren wir kaum noch etwas, ausser dem Vollzug von Maßnahmen — dem „Wie“. "Was, warum, wozu?“, kaum noch. Alternativlos. Deterministisch. Marxistisch eigentlich. Wir quittieren Exekutiv-Entscheidungen mehr oder weniger willig. That’s all. Das alles geht mit auf das Konto dieser ex-kommunistischen Funktionärin. Und entspricht vielleicht sogar dem lehmig-staubigen Charakter „des deutschen Volkes“, das sich in seiner Masse mit Republik und Parlament schon immer etwas schwer getan hat, weil sie persönliche Verantwortung und Tugend verlangen. Wie zu Zeiten Bethmann-Holwegs auch. 

5. Nun ist das alles nicht „ihre Schuld“. Ganz klar. Man darf die Rolle nicht überbewerten. Die Rolle ist groß, die Frau war klein. Wir alle haben dabei gestanden. Und wer weiss, in jedem Niedergang und Ende steckt auch immer schon eine Aufstiegsgelegenheit und ein Neubeginn. Bis auf beim letzten Ende. Damit rechne ich für die nächsten 5 Jahre nicht. Daher freue ich mich darauf, diese noch mit Euch in dieser und anderen Diskussionen zu verbringen. Gestern hatten wir ein Beispiel dafür, wie gut eine offene und kritische Diskussion tun. VALERE!

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